Russische Musik beherrscht die Bühne

22 May 2018
22 May, 2018
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Das Publikum war ganz aus dem Häuschen. Ein junger Pianist hatte soeben nicht nur durch sein bescheiden wirkendes Auftreten, sondern vor allem durch sein famoses Spiel geglänzt. Und das Ural Philharmonic Orchestra unter Dirigent Dmitry Liss versetzte das Forum mit einer energiegeladenen Performance in Wallung. Die Spannung löste sich erst bei tosendem Beifall.

Nur Höchstnoten

Nicht nur die Bühne war am Freitagabend fest in russischer Hand. Pianist und Orchester spielten Musik von vier der bedeutendsten russischen Komponisten der Musikgeschichte. Überragend war an diesem Abend deshalb nicht nur die Leistung des Solisten, sondern auch die Programmzusammenstellung. Hätte es sich um einen sportlichen Wettbewerb gehandelt, so bestünde kein Zweifel an der Höchstwertung in der A- und B-Note.

Das Konzert begann mit Modest Mussorgskys „Eine Nacht auf dem kahlen Berge“ in einer Bearbeitung von Nikolaj Rimski-Korsakow. Das Eigentümliche russischer Musik war unverkennbar, wohl auch, weil vielleicht nur ein russisches Ensemble so authentisch den Charakter der Klänge wiedergeben kann. Exquisit: das Klarinetten-Solo gegen Ende der sinfonischen Dichtung.

Dann betrat Dmitry Masleev die Bühne. Im Ausdruck des 29-Jährigen lag nicht nur eine souveräne Gelassenheit, sondern auch eine angenehme Zurückhaltung. Der Gewinner des renommierten Tschaikowsky-Klavierwettbewerbs im Jahr 2015 inszenierte sich nicht. Er ließ das Publikum teilhaben an seinen technischen Fertigkeiten sowie seinem brillanten und lyrischen Klang, für den er vielfach gelobt wird. Das dritte Klavierkonzert vor Sergej Rachmaninow gehört zu den anspruchsvollsten Werken des Fachs. Masleev bewältigte das Tonkunstwerk nicht nur, er durchlebte es.

Seiner musikalischen Gestaltung nach zu urteilen, muss Dmitry Masleev genaue Vorstellungen von der Interpretation des Klavierkonzerts gehabt haben. Es war hörbar, dass der 29-Jährige nicht einfach nur technisch brillant über die Klaviatur fegte. Trotz der Komplexität ließ Masleev die Komposition transparent werden, da er die Struktur durch bewusste Betonung und Phrasierung offen legte. Dem Zuhörer war es somit ein Leichtes, den Motiven der Musik zu folgen. Diese Spielweise erinnerte ein wenig an die Fähigkeit, einen grammatikalischen Schachtelsatz so vorzutragen, dass ihn jedermann versteht. Die Kunst dabei: Sowohl Details als auch das Wesentliche bleiben verständlich. Dmitry Masleev verlor nie den Bogen über das große Ganze.

Als Dank für das staunende und frenetisch applaudierende Publikum spielte er die Nummer 18 aus Tschaikowskys Opus 72, die „Scène Dansante“.

Größe des Genies

Nach der Pause durchflutete die kraftvolle Musik von Sergej Prokofjews fünfter Sinfonie die Zuhörer. Der Pianist Swjatoslaw Richter attestierte ihr einst „etwas Olympisches“. In ihr erhebe sich Prokofjew zur ganzen Größe seines Genies. Rund eine Dreiviertelstunde packende Ton- und Interpretationskunst des Ural Philharmonic Orchestra rückten die eine oder andere intonatorische Unsauberkeit in den Hintergrund.

Den glänzenden Schlusspunkt allerdings setzte Ballettmusik. Denn die ausgesprochen angenehm harmonierende Stückauswahl komplettierte das Orchester mit dem schwungvollen „Tanz der Gaukler“ aus Tschaikowskys „Schneeflöckchen“ als Zugabe.

 

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